Ukraine: Hilfen für Geflüchtete

Grafik Ukraine-Flagge

Wo bekommen Geflüchtete aus der Ukraine, die mit HIV leben, Infos und Versorgung? Wohin können sich Menschen in Opioid-Substitutionstherapie (OST) wenden? Wir informieren und sammeln Informationen zu diesen und anderen Fragen.

Stand: 28.03.2022

Sprache: українська Русский

Inhalt

Weitere Infos

Hunderttausende Menschen sind wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten humanitären Katastrophe geflüchtet, im Land selbst oder in Nachbarländer. Die internationale Hilfsbereitschaft ist riesig.

Auch die Deutsche Aidshilfe und ihre Mitgliedsorganisationen versuchen zu helfen, insbesondere Geflüchteten mit HIV und aus den Schlüsselgruppen der HIV-Prävention.

Auf dieser Seite informieren wir über wichtige Fragen für Menschen, die flüchten müssen oder schon geflüchtet sind, und für Menschen, die sie unterstützen wollen.

Wir können keinen vollständigen Überblick bieten und bitten um Korrekturen sowie Anregungen für die Nennung weiterer Kontakte und Hilfsangebote an ukraine@dah.aidshilfe.de.

FAQ / Häufig gestellte Fragen

Muss ich bei der Einreise oder der Registrierung meinen HIV-Status angeben?

Kann ich Nachteile bekommen, wenn ich mich wegen einer Substitution oder ART an Beratungsstellen oder Ärzt*innen wende?

Wo kann ich mich registrieren lassen, um meine HIV-Medikamente zu bekommen?

Bekomme ich eine Arbeitserlaubnis, wenn mein positiver HIV-Status bekannt ist?

Mache ich mich strafbar, wenn ich meinem Arbeitgeber meinen HIV-Status nicht offenlege?

Muss ich es im Kindergarten oder in der Schule sagen, wenn mein Kind HIV hat?

Wo bekomme ich sauberes Spritzbesteck?

Wo finde ich Ärzt*innen, die Hepatitis behandeln?

Wo kann ich mich melden, um mein Substitutionsmedikament zu bekommen?

Die wichtigsten Informationen (z.B. Einreise/Aufenthalt)

Am 4.3. haben die EU-Innenminister*innen beschlossen, Geflüchtete aus der Ukraine schnell und unkompliziert aufzunehmen. Der vorübergehende Schutz gilt zunächst für ein Jahr und kann um insgesamt zwei Jahre verlängert werden. Geflüchtete aus der Ukraine müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Sie können arbeiten, sind krankenversichert und können ihre Kinder in die Schule schicken.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat hat eine Rechtsverordnung erlassen, die rückwirkend zum 24. Februar 2022 anwendbar ist. Danach haben aus der Ukraine Geflüchtete bis zum 23. Mai Zeit, sich bei der zuständigen Ausländerbehörde zu melden, um einen Aufenthaltstitel nach § 24 Aufenthaltsgesetz zu bekommen.

Nach wie vor nicht geregelt ist jedoch die Umsetzung des „vorübergehenden Schutzes“, etwa die Frage, ob Ausländer*innen, die mit einem nur befristeten Aufenthalt in der Ukraine gelebt haben (z.B. Studierende), ebenfalls eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz erhalten können.

Detaillierte Informationen bieten das Bundesministerium des Innern sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (auch auf Ukrainisch und Russisch).

Auch auf der Webseite von PRO ASYL finden sich laufend aktualisierte Informationen für Geflüchtete aus der Ukraine, neben Deutsch auch auf Englisch und Ukrainisch.

Informationen aus den Bundesländern für Geflüchtete aus der Ukraine

Die Bundesländer informieren auf eigenen Webseiten, zum Teil auch über Hilfen für Geflüchtete:

Informationen aus den Bundesländern und Kommunen

Die Bundesländer, viele Landkreise, Städte und Kommunen informieren auf eigenen Webseiten, zum Teil auch über Hilfen für Geflüchtete. Darüber hinaus gibt es auch viele lokale Hilfsnetze. Lokale Hilfsangebote findet man über Suchmaschinen-Suchen wie „Berlin Hilfe Ukraine“ oder „Hochsauerlandkreis Hilfe Ukraine“. 

Hier zwei Beispiel-Links:

Ankunft und Reisen in Deutschland

Auf der Seite zugportal.de gibt es alle wichtigen Informationen zu den Themen Ankunft und Reisen mit dem Zug in Deutschland. Die Seite gibt es in vier Sprachen:

Deutsch, Ukrainisch, Russisch, Englisch

Medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine erfolgt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die zuständigen Ämter der Kommunen stellen dazu Behandlungsscheine aus, mit denen die Menschen Ärzt*innen aufsuchen können. 

In Notfällen kann die Behandlung auch ohne Behandlungsschein erfolgen. Notwendig ist hierfür ein gemeldeter Aufenthaltsort oder die Unterbringung in einer örtlichen Einrichtung. (Quelle: KBV-Praxisnachrichten, 8.3.2022)

In einigen Bundesländern bekommen Geflüchtete bereits die elektronische Gesundheitskarte (Quelle; Stand: 11.3.). Informationen bieten auch die Kassenärztlichen Vereinigungen.

Beratung

Eine Übersicht über lokale Beratungsstellen für Geflüchtete und Migrant*innen, sortiert nach Bundesländern, findet sich bei PROASYL.

Informationen und Adressen von Beratungsstellen für geflüchtete LGBTIQ* finden sich auf queerrefugeeswelcome.de, unter anderem auf Deutsch, Englisch und Russisch.

Auf queerrefugeeswelcome.de finden sich auch grundlegende Informationen zum Gesundheitswesen in Deutschland (siehe Medizinische Versorgung) – unter anderem auf Deutsch, Russisch und Englisch.

Gute Anlaufstellen sind die Aidshilfen. Die Mitarbeiter*innen kennen sich aus mit Ärzt*innen in der Umgebung, zum Beispiel für HIV oder Hepatitis, mit der PrEP oder mit Angeboten für Drogengebraucher*innen und für Menschen in Substitutionstherapie (OST). Die Adressen der Aidshilfen findet man auf www.kompass.hiv.

Auch online und per Telefon bieten die Aidshilfen Beratung. Alle Infos dazu finden sich unter www.aidshilfe-beratung.de.

Unterkunft

In vielen Städten und Gemeinden gibt es Initiativen, die Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine vermitteln. Am besten findet man sie per Suchmaschine, z. B. mit den Stichworten Unterkunft + Ukraine + Name der Stadt.

Daneben gibt es übergreifende Initiativen wie unterkunft-ukraine.de.

Für LGBTIQ*-Geflüchtete sammelt das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine, zu dem auch die Deutsche Aidshilfe gehört, gemeinsam mit Quarteera, einem Verein russischsprachiger LGBT (nicht nur) in Berlin, Unterkunftsangebote, die über dieses Online-Formular erfasst werden.

Menschen, die Schlafplätze für geflüchtete LGBTIQ* anbieten, sollten folgende Fragen beantworten:

  • Ort?
  • Wohnung oder Zimmer; wenn Zimmer: abgetrennt mit eigenem Zugang oder Durchgangszimmer? Stockwerk? Fahrstuhl? Barrierefrei? Zusätzliche Schlüssel?
  • Wie viele Menschen leben in der Wohnung?
  • Leben Kinder in der Wohnung? Können Personen mit Kindern aufgenommen werden?
  • Anzahl der Schlafplätze?
  • Mögliche Aufnahmedauer (z. B. einige Nächte, 2 Wochen, länger)?
  • Kontaktmöglichkeiten (wie/wann/welche Sprachen)?
  • Offenheit für alle Geschlechtsidentitäten? Oder z. B. nur FLINTA?
  • Nur LGBTIQ*? Oder auch BIPOC?
  • Sind Haustiere in der Wohnung? Wären Haustiere erlaubt?
  • Rauchen erlaubt?

LGBTIQ* aus der Ukraine, die eine Unterkunft suchen, können sich an help@quarteera.de wenden.

Menschen mit HIV

Ukraine-Krieg: Interview zur aktuellen Situation

Ein Interview mit Sasha Gurinova aus dem Team „Internationales“ der Deutschen Aidshilfe (DAH) und mit Oksana Panochenko von AIDS Action Europe

Zum Interview

(Bild: Konoplytska / iStockphoto.com)

Die Ukraine hat die zweitgrößte HIV-Epidemie in Europa. Schätzungen gehen von 250.000 Menschen mit HIV aus. Fast die Hälfte von ihnen (120.000) sind Frauen, etwa 2.900 sind Kinder. 150.000 von ihnen bekommen antiretrovirale Medikamente.

Um die Versorgung von Menschen mit HIV in der Ukraine selbst kümmern sich internationale Organisationen wie GNP+, das Globale Netzwerk der Menschen mit HIV, die Eurasian Harm Reduction Association (EHRA) oder die Eurasian Coalition on Health, Rights, Gender and Sexual Diversity (ECOM). Sie haben Kontakt mit Einrichtungen vor Ort und versuchen den Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria zu bewegen, seine Möglichkeiten zu nutzen.

Menschen in antiretroviraler Behandlung, die die Ukraine verlassen, können überlegen, nur Medikamente für ein paar Wochen mitzunehmen und nicht benötigte Medikamente in der Ukraine zu lassen. Dort können sie dann an andere Menschen mit HIV verteilt werden, die das Land nicht verlassen können oder wollen.

Die Deutsche Aidshilfe bemüht sich zusammen mit weiteren Partnern, die Versorgung geflüchteter Menschen aus der Ukraine mit HIV- Medikamenten und anderen Medikamenten sicherzustellen, denn viele Menschen mit HIV haben weitere Erkrankungen wie zum Beispiel Hepatitis C oder Tuberkulose.

Da ein Großteil der Geflüchteten aus der Ukraine in Polen ankommt, ruft die Deutsche Aidshilfe gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Gesellschaft und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter dazu auf, nicht benötigte HIV-Medikamente zu spenden. Die Medikamente werden der Polnischen Wissenschaftlichen AIDS-Gesellschaft übergeben, die dann vor Ort und flexibel die weitere Verteilung übernehmen wird:

Infos zur Situation in anderen Aufnahmeländern (Versorgung mit HIV-Medikamenten, Substitutionstherapien/OST, Tuberkulose- und Hepatitis-Behandlungen oder Hilfen bei posttraumatischen Belastungsstörungen) sammelt und bietet das SoS-Project mit dem #HELPnow-Service.

Um Hilfe zu erhalten, können Klient*innen eine Anfrage an einen der folgenden Kontakte richten:

In Deutschland sind die Aidshilfen gute Anlaufpunkte. Die Mitarbeiter*innen wissen, welche Ärzt*innen in der Umgebung Menschen mit HIV, Hepatitis oder Tuberkulose behandeln, kennen sich mit der HIV-PrEP oder mit Angeboten für Drogengebraucher*innen aus und wissen, welche Praxen eine Opioid-Substitutionstherapie (OST) durchführen. Die Adressen der Aidshilfen findet man auf www.kompass.hiv oder bei der Deutschen Aidshilfe, Tel. 030 / 69 00 87-0.

LGBTIQ*

Queere Menschen sind in der Ukraine zurzeit in besonderer Weise in Gefahr. So können etwa trans Frauen mit einem männlichen Geschlechtseintrag im Pass nicht in sicherere Landesteile gelangen oder das Land verlassen, da sie keine internen Check-Points passieren können. Schwule, bisexuelle und trans Männer dürfen ebenfalls aufgrund der Generalmobilmachung das Land nicht verlassen. Es gibt einige Notunterkünfte, zu einigen isolierten Personen besteht ebenfalls Kontakt.

Zahlreiche Organisationen aus der LGBTIQ*-Community in Deutschland haben sich im Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zusammengeschlossen. Dieses Bündnis hat unter anderem eine Spendenaktion gestartet, um die dringend notwendige Versorgung queerer Menschen in der Ukraine sowie Evakuierungen zu unterstützen.

Einen Überblich über Aktivitäten der queeren Szene gab queer.de am 6. März.

Über Unterstützungsmöglichkeiten speziell für trans Personen informiert Transgender Europe.

Die wichtigsten Informationen zur medizinischen Versorgung für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen, hat die Berliner Schwulenberatung zusammengestellt.

Informationen und Adressen von Beratungsstellen für geflüchtete LGBTIQ* finden sich auf queerrefugeeswelcome.de, unter anderem auf Deutsch, Englisch und Russisch.

Für LGBTIQ*-Geflüchtete sammelt das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine, zu dem auch die Deutsche Aidshilfe gehört, Unterkunftsangebote unter unterbringung@queere-nothilfe-ukraine.de.

Quarteera, ein Verein russischsprachiger LGBT (nicht nur) in Berlin, bittet ebenfalls um Angebote von Schlafplätzen unter help@quarteera.de.

Drogengebraucher*innen und Menschen in OST

Folgende Zahlen liegen uns von UNAIDS vor (auf Basis ukrainischer Daten; Stand: Anfang 2021):

  • Etwa 350.000 Menschen konsumieren injizierbare Drogen; 75 % davon Männer und 25 % Frauen.
  • Hiervon sind etwa 200.000 Personen abhängig von Opioiden.
  • Im Januar 2021 befanden sich etwa 15.000 Menschen in einer Substitutionsbehandlung.

Neben den 15.000 Menschen, die sich aktuell in der Substitutionsbehandlung befinden, wird man also von rund 185.000 opioidabhängigen Personen ausgehen können, die im Fall einer Flucht in einer sehr schlechten gesundheitlichen Verfassung in den Aufnahmeländern ankommen. Viele von ihnen sind mit HIV infiziert (Schätzungen reichen bis zu 20 Prozent der Opiodabhängigen), auch Tuberkulose als Begleitkrankheit ist weit verbreitet.

Laut einer Allgemeinverfügung des Bundesgesundheitsministeriums dürfen deutsche Hilfsorganisationen und auch Krankenhäuser seit dem 7. März Betäubungsmittel ohne weitere Ausfuhrgenehmigung in die Ukraine und in EU-Nachbarländer der Ukraine liefern; nötig ist eine Meldung in Textform bei der Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Informationen zu Angeboten für Drogengebraucher*innen und zu substituierenden Ärzt*innen gibt es bei den Aidshilfen. Die Mitarbeiter*innen wissen auch, welche Ärzt*innen in der Umgebung Menschen mit HIV, Hepatitis oder Tuberkulose behandeln.

Die Adressen der Aidshilfen findet man auf www.kompass.hiv

Einige Kassenärztliche Vereinigungen bieten auch Listen von substituierenden Ärzt*innen an, z.B. die KV Hessen.

BIPoC und Rom*nja

Es gibt zahlreiche Berichte über Racial Profiling bei Geflüchteten aus der Ukraine, es gibt aber auch politische Arbeit und Unterstützungsmöglichkeiten für BIPoC.

So kümmert sich etwa das African Network of Germany zusammen mit anderen um die Weiterfahrt von BIPoC von Polen nach Deutschland. 

International Women* Space bietet Hilfen für BIPoC-Frauen. Informationen zu den aktuellen Aktivitäten finden sich auf der Facebook-Seite

Auch die Operation Solidarity informiert über die Situation von People of Color, aber auch von Menschen mit Behinderungen an den Grenzen.

Rassismus erleben auch die schätzungsweise 50.000 Romnja in der Ukraine. Um Informationen und Unterstützung bemüht sich zum Beispiel die Poland - Roma - Ukraine grupa wsparcia support group Група підтримки (Facebook, E-Mail: roma-poland-ukraine@protonmail.com).

Sexarbeiter*innen

Über die Situation von Sexarbeiter*innen in der Ukraine hat am 3. März 2022 die britische VICE berichtet.

Für Sexarbeiter*innen in der Ukraine setzt sich LEGALIFE UKRAINE ein. Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. und andere Sexworker*innen-Organisationen rufen zu Spenden für die Organisation auf.

Spenden kann man u.a. über eine Crowdfunding-Aktion auf Facebook oder über folgende Bankverbindung:

Account name/title CO „LEGALIFE-UKRAINE“

Account number: UA653282090000026001010050804

Address Account holder KIEV, Ukraine, 02093

Account currency EURO

Bank name BANK PIVDENNYI

Bank address Krasnova 6/1, Odessa, Ukraine

SWIFT Code / ABA PIVDUA22.