Prävention: STI-PrEP wirkt gegen Chlamydien – Prävention mit Antibiotika kann nutzen, ist aber mit Risiken verbunden

Pill Bottle over Gay Flag with label "PrEP" (stands for Pre-Exposure Prophylaxis). PreP treatment is used to prevent HIV infection.
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Kann man durch die prophylaktische Einnahme von Doxycyclin STIs verhindern? Aus Kanada kommen neue Daten einer kleinen Studie. Gegen Chlamydien wirkt die STI-PrEP. Die Wirkung gegen Syphilis und Gonorrhoe bleibt fraglich. Und es entstehen Resistenzen. Daher soll das Thema in einer großen Studie weiter erforscht werden. Troy Grennan vom British Columbia Centre for Disease Control, Vancouver, Canada, stellte die DuDHS-Studie auf der CROI 2021 im März 2021 vor. DuDHS steht für Dual Daily HIV and Syphilis Pre-Exposure Prophylaxis Trial.

Studienaufbau: Die Teilnehmer*innen erhielten eine kombinierte Präexpositionsprophylaxe, bei der die klassische HIV-PrEP (tägliche Einnahme von Tenofovir/FTC) mit einer STI-PrEP (100 mg des Antibiotikums Doxycyclin) kombiniert wurde. Es gab zwei Gruppen. Eine startete sofort bei Studienbeginn für 48 Wochen mit der Einnahme von 100 mg Doxycyclin täglich (Sofort Arm). Die andere Gruppe startete erst 24 Wochen nach Studienbeginn (Verzög Arm). Alle drei Monate fanden Untersuchungen auf STI, HIV, Resistenz gegen das Antibiotikum und zu der regelmäßigen Einnahme statt. Zudem wurde das sexuelle Verhalten abgefragt.

Ziel der Studie: Anders als der Titel der Studie vermuten lässt, sollte nicht nur die Wirksamkeit der kombinierten PrEP bei Syphilis, sondern auch bei Chlamydieninfektionen und Gonorrhoe erforscht werden.

Teilnehmer*innenzahl: 52 Personen nahmen teil, davon 51 MSM und eine trans*Frau. Alle hatten in der Vorgeschichte bereits eine Syphilisinfektion. Das mediane Alter lag bei 34 Jahren. Die Teilnehmer*in wurden nach Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt. Alle erhielten über 48 Wochen die HIV-PrEP mit TDF/FTC.

Ergebnisse:

  • Kein*e Teilnehmer*in infizierte sich unter Doxycyclin mit Chlamydien oder Syphilis. Trotzdem kann man aus dem Ergebnis nicht schließen, dass die STI-PrEP gegen die Syphilis wirkt – denn das Ergebnis ist aufgrund der niedrigen Fallzahlen nicht signifikant – es könnte sich also um puren Zufall handeln. Signifikant ist das Ergebnis allerdings, wenn man alle drei STIs betrachtet. Dann senkt die STI-PrEP das Risiko um mehr als 80% (Odds ratio 0,18). Signifikant ist auch das Ergebnis für die Chlamydieninfektionen alleine.
  • Resistenzen gegen das eingesetzte Antibiotikum wurden in einer von drei Proben in Woche 24 und in drei von sechs Proben in Woche 48 in der Sofort-Gruppe festgestellt sowie in einer von zwei Proben im Verzögerten-Arm in Woche 48. Wie sich diese Resistenzen kurz- und langfristig auf die Behandlung auswirken, wurde bei der Präsentation der Studie nicht berichtet und wird voraussichtlich Thema weiterer Publikationen und Studien sein.
  • Die selbst berichtete Adhärenz war gut und lag bei 89,5 % im So[1]fort-Arm und 72,2 % in Verzögerten-Arm. Umfangreichere Daten werden demnächst noch veröffentlicht. Zudem erhält die Arbeitsgruppe weitere Förderung und wird die DISCO-Studie durchführen (Doxycycline as an Intervention for STI ChemoProphylaxis). Dies ist eine dreiarmige randomisierte kontrollierte Multicenter[1]Studie mit den Armen: 1. STI-PrEP vs. 2. STI-PEP vs. 3. Standard of care mit höherer TN-Zahl (n=500).

Armin Schafberger

WEITERE INFOS

Im HIVreport berichteten wir bereits Anfang 2020 ausführlich über die verschiedenen Ansätze zur Doxycyclin-Prophylaxe (PrEP oder PEP). Dort gibt es auch weitere Informationen zu noch laufenden Studien und zur Geschichte der Doxycyclin-Prophylaxe: https://www.hivreport.de/sites/default/files/documents/2020_01_hivreport_sti_prophylaxe.pdf