SYPHILIS: Zunahme an neuen Diagnosen

Eine Hand, die ein Blutröhrchen für den Syphillis-Test hält.
© jarun011 / Adobe Stock

Das Robert Koch-Institut hat im Dezember 2020 im Epidemiologischen Bulletin einen neuerlichen Anstieg der Syphilis-Neuinfektionen hingewiesen. Im Jahr 2019 gab es demnach 7.889 Syphilis-Fälle, 7,2 % mehr als im Vorjahr.

Fast 19 von zwanzig Infektionen betreffen Männer, nur 5,8 % aller Infektionen entfallen auf Frauen. Am stärksten betroffen sind MSM, der Anstieg geht auf diese Gruppe zurück. Hotspots sind die Metropolen, insbesondere Köln, Berlin, München, Frankfurt. Es fällt auf, dass bei der Inzidenz in einigen Großstädten starke Anstiege (z.B. Dresden: +89,8 %), in anderen aber auch ein deutlicher Rückgang (z.B. Frankfurt -18,9 %) verzeichnet wird. Die Gründe dafür sind unklar.

Der Anteil der Diagnosen in der Frühlatenz (bis zu einem Jahr nach Infektion) nimmt seit 2014 zu. Grund ist eine Zunahme der Routine-Tests. Bei MSM mit HIV und PrEP-Nutzer*innen wird Syphilis oft im Rahmen der Routineuntersuchungen festgestellt.

Frauen sind überdurchschnittlich von Spätdiagnosen betroffen (19,9 % der Diagnosen erfolgen erst nach mehr als einem Jahr), auch bei Heteromännern wird Syphilis häufiger spät diagnostiziert (10,1 %), wenn auch mit relativ geringen Fallzahlen, da Heterosexuelle insgesamt weniger betroffen sind. Bei MSM liegt der Anteil der Spätdiagnosen bei 4,9 % (HIV+) bzw. 6,9 % (HIV-), allerdings bei einer viel höheren Zahl von Fällen. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig und nicht eindeutig zu benennen. Eine Zunahme von sexuellen Kontakten oder gehäuften Kontakten bei bestimmten Events könnte eine Rolle spielen, ebenso eine Zunahme von kondomlosem Sex und vermehrtes Testen.

Frühe Diagnostik: Wichtiges Instrument der Prävention

Um Schäden zu vermeiden, sollte Syphilis möglichst früh diagnostiziert werden. Zusätzlich verhindert eine früh erkannte und behandelte Syphilis natürlich auch weitere Infektionen.

Generell gilt die bisher kommunizierte Testempfehlung für MSM weiter: Einmal im Jahr auf HIV und STI untersuchen! Haben Männer jedoch viele unterschiedliche Partner*innen, empfiehlt sich auch ein häufigeres Testen auf Syphilis. Ob das zwei, drei oder viermal im Jahr bedeutet, sollte in der Beratung – unter Berücksichtigung der konkreten Sexpraktiken, des Settings, in dem sich die Person bewegt, der Lebenssituation (Single/Partnerschaft?) und des Sicherheitsbedürfnisses – herausgearbeitet werden.

Holger Wicht/ta